109) Corona-Lektionen 29

Geht man mit offenen Augen durch die Stadt könnte man meinen, wir haben das gröbste überstanden. An vielen Ecken zeigen sich deutliche Szenen der Entspannung und oben drüber schweben die Argumente für deren Rechtfertigung. Wie bei einer Karikatur in einem Satire-Magazin.

Impressionen der letzten Tage:

  • Der Park ist voll, Menschen genießen den Frühling auf der Wiese, Kinder stecken sich gegenseitig die Sandförmchen in den Mund und hüpfen gemeinsam auf dem Trampolin.
    Was soll man machen? Man kann die Kids ja nicht den ganzen Tag vor Netflix setzen, oder?
  • Die Biergärten sind wieder geöffnet, Restaurants stellen Tische raus, Latte Macchiato, Bier und Aperol Spritz fließen wieder.
    Was soll man machen? Das gehört doch auch irgendwie zu unserer Kultur und zum Frühling dazu, oder?
  • Die Pizza-Kartons und Sektflaschen stapeln sich im Park und lassen beim morgendlichen Joggen fragen, was denn hier das Nächstens wohl so abgeht.
    Was soll man machen? Wenn die Kneipen schon um 22:00 Uhr schließen müssen, dann ist man ja schon dazu gezwungen, oder?
  • Die Brachen in der Umgebung, werden zu privat organisierten Beachvolleyball-Plätzen umfunktioniert und es sieht aus wie an der Copacabana.
    Was soll man machen? Wenn die Corona-Regeln auf den Vereinsplätzen so streng sind, dann hat man ja kaum eine andere Wahl, oder?
  • Zwei Gruppen Radfahrer/Innen fahren aufeinander zu und fallen sich zur Begrüßung, um den Hals. Bussi links, rechts. Wie geht‘s euch denn?
    Was soll man machen? Die haben wir schon so lange nicht gesehen, außerdem kennen wir die ja, das sind ganz vernünftige Leute, die haben kein Corona.
  • Die Corona-Kurven anderer Länder, sind noch lange nicht „flat“ und man hört von üblen Schicksalen. Wanderarbeiter sind nach zehn Wochen immer noch nicht zu Hause angekommen, manche werden nachts auf Straßen und Schienen überfahren.
    Was sollen man machen? Das ist ja schließlich weit weg, oder? Solange die nicht an die Ost- oder Nordsee fahren und unseren Nearshore Urlaub versauen ist doch bei uns hier alles supi.

Schönen Feiertag morgen.

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10 Kommentare zu „109) Corona-Lektionen 29

  1. Was soll man machen? Wer kann die Welt verändern, die Menschen?
    Wir können uns nur selbst verändern! Wer sich selbst verändert, ändert die Menschen in seinem Umfeld.
    Das kann eine Pandemie werden 😉

  2. Tja, und auch das hört dazu; „spare zur Zeit, dann hast Du in der Not“ war früher mal… heute gibt´s DEN Staat oder DIE Politiker, an die man seine Ausfallforderungen adressieren kann… und weil man ja eh nicht weiß, was kommt, kauft sich ein Nachbar (Frau Teilzeit, 1 Kind, Häuschen auf Jahre zum Abzahlen, dazu, ein Kleinwagen) nun einen Dodge RAM (so ein Riesenteil aus USA mit V8 Motor und um die 20 ltr Verbrauch) , weil Autos sein Hobby und der vorhandene SUV von Toyota zu klein ist.
    Zitat aus Eschbach „Ausgebrannt“: “ selbst mit dem letzten Tropfen kann man noch beschleunigen…“
    Schöne Tag des Herren morgen!

    1. Oh das ist auch ein schönes Beispiel. Mal davon abgesehen, dass die finanzielle Lage vermutlich eh etwas angespannt ist, investiert man nun noch in eine schwere, alte, dreckige Technologie und zahlt einen Haufen Kohle dafür. Nun … na ja …

  3. Ich finde, dass UND ist in vielen Bereichen die Essenz des Lebens: Menschen sind fehlbar UND sie brauchen ihre Fehler, um Mensch zu sein. Über andere urteilen geht schnell, die eigene Ambivalenz und Selbstbezogenheit im Verhalten anzuerkennen ist schon schwerer. Dabei ändert sich wohl wirklich am meisten, wenn ich selbst so handle, wie ich es mir von anderen wünsche. Schlicht, weil ich realistischerweise mich selbst viel rascher ändern kann, als alle anderen um mich herum. Sage ich mir immer wieder, und manchmal erfolgreich… 😉

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